Stromanbieter macht das noch alles Sinn!?!?

Hi zusammen,
ich bin grade dabei mich mit dem Thema Strom / Smartmeter etc… genauer zu beschäftigen.
Ich habe bereits einen Discvovergy Zähler, das war auch im Jahr 2020 und 2021 eine sehr gute Sache. Ich bin noch aktuell bei aWATTar. Wie wir ja alle wissen haben sich die Preise ja extrem nach oben bewegt und das wird auch in Zukunft so bleiben.
Wenn ich mich jetzt bei anderen Anbietern umschaue dann hab ich die Möglichkeit auf 30ct pro KW und 6 euro Grundgebühr.

99% der Anbieter rechnen ja noch nach dem alten Verfahren ab, sprich es kommt jemand und dann bekommst ne Rechnug etc…

Jetzt fra ich mich natürlich ob das dann überhaupt noch alles Sinn macht!? Wenn ich sowieso wieder alte abgerechnet werde dann brauch ich auch kein Discvogery und der Verbrauch kann mir auch egal sein da ich immer den gleichen Preis hab… wozu dann alles?
Ich würde gerne mal wissen wie ihr das seht!?

Gruß

Das musst dir selbst beantworten…
Wie es mit den Börsenstromanbietern weitergeht kann auch keiner sagen…

wieso ist dir der Verbrauch egal, nur weil jede kWh das gleiche kostet? Du musst immer noch jede kWh bezahlen. Das variable Modell könnte sogar eher zu mehr Verbrauch führen, weil in SChwachlastzeiten alles „so billig“ ist.
Hauptunterschied ist wohl das bei einem Fix-Tarif sich keiner Gedanken drüber macht den Verbrauch in SChwachlastzeiten zu verschieben. Und warum es so wenig Tarife in der Art gibt kann die jeder PV-Betreiber mit einer Frau im Haushalt sagen: weil der WAF davon unterirdisch ist… „ich MUSS aber JETZT bügeln!!!1111elf“

Es kommt natürlich darauf an, ob du ein flexibler Verbraucher bzw. Prosumer bist.
Meine Nebenkosten fallen ab. 1.1.2023 um ca. 3ct/kWh auf 16,5ct/kWh, ab 2023 mit der Wegfall der EEG Umlage werden es sogar nur noch 12ct/kWh sein. Ich habe 30kWp PV auf dem Dach und einen Speicher im Keller. Dazu noch 3 eAutos in der Garage. Jetzt in den 4 dunklen Monaten des Winters beziehe ich ca. 4000kWh aus dem Netz. Davon flossen letzten Winter 3000kWh ins Auto. Durch intelligentes Laden konnte ich dennoch den Durchschnittspreis von hourly cap schlagen. Die normalen Verbraucher werden spätestens 2023 ein blaues Wunder erleben, wenn die Strompreise dann direkt auf 35-40ct/kWh (12ct + 25ct Börsenpreis) springen werden und keine Möglichkeit haben auf verbrauchsgünstigere Zeiten auszuweichen.
Es kommt auf den tatsächlich erzielten Durchschnittspreis an und nicht darauf ein par wenige mal 70ct für die kWh bezahlt zu haben.

Also mein E-Auto steht nicht in der Garage wenn die Sonne scheint. Und was kostet dich die kWh wenn deine Anlage samt Speicher mal runter brichst? Aber man kann sich auch alles schön rechnen… :joy: :wink:

Meine Zweifel am Nutzen eines an den Börsenstrompreis gebundenen Tarifs mehren sich mit den momentanen Preisen zunehmend.

  1. Die Verlagerung des Verbrauchs ergibt sich nicht ohne zusätzliche Verluste. Bei einem Speicher im Keller liegen die Verluste auf der Hand durch die zweimalige Wandlung des Netzstroms in Gleichspannung und zurück sowie den zusätzlichen Verbrauch dadurch, dass der Speicher nicht in den Standby geht, wenn die Batterie über Nacht leer wäre ohne das zusätzliche netzbasierte Laden. Ebenso ist es für das Elektroauto günstiger den Ladevorgang direkt nach einer Fahrt mit warmem Akku durchzuführen und nicht in einer kalten Winternacht in der der Akku erst vorgeheizt wird. Von meinen Beobachtungen sind das durchaus 3-4 kWh pro Ladevorgang.
    In beiden Fällen sind Verluste von mehr als 10% anzusetzen die man durch den niedrigeren Arbeitspreis pro kWh wieder herausholen müsste (hier kommen die Nebenkosten, also Netzentgelt etc. noch zum Börsenpreis dazu)

  2. Unter Energy-Charts kann man meiner Meinung nach die Börsenstrompreise zusammen mit der zeitabhängigen Last und den damit verbundenen Anteilen an erneuerbarer und nicht erneuerbarer Stromerzeugung schön anschauen. Es wird recht deutlich, dass der Strompreis nur schwach mit dem Anteil an erneuerbarer Energie, aber viel stärker mit dem Anteil an nicht erneuerbaren Energiequellen korreliert. Aktuell führen also viel mehr die hohen Kosten der nicht erneuerbaren durch Emissionszertifikate und hohe Rohstoffpreise zu den hohen Börsenstrompreisen und nicht der Mangel an erneuerbaren Energien.

  3. Da sich der Handel mit Strom auch über Deutschland hinaus erstreckt und Deutschland effektiv Stromexporteur ist, kann man noch einen anderen Effekt beobachten: Zu den Zeiten mit viel erneuerbaren Energien, insbesondre zu Zeiten mit geringen Lasten wird Strom exportiert aber zugleich weiter auf nicht erneuerbare Weise Strom erzeugt. Der Börsenstrompreis sinkt also nicht so stark wie er durch eine 100%-ige Verwendung der erneuerbaren sinken könnte. Das soll nicht heißen, dass es verboten sein soll Strom zu exportieren, aber das bedeutet, dass der Strompreis sogar durch den Ausbaustatus bzgl erneuerbarer Energien in den Nachbarländern bestimmt wird.

  4. Mich hat es aufgrund der aktuellen Börsenstrompreise teilweise verwundert, dass der Strompreis bei den konventionellen Stromanbietern nicht stärker gestiegen ist. Das wird üblicherweise damit erklärt, dass diese langfristige Verträge mit Kraftwerken geschlossen haben und diese daher (noch) günstigere Preise anbieten können. Das mag einerseits Zuversicht wecken, dass die aktuellen Börsenstrompreise nicht auf Dauer so hoch bleiben werden. Andererseits sieht man aber auch, dass nicht der gesamte Strom über die Börse abgewickelt wird und die Strombörse sowas wie die Resteverwertung ist und die Preise damit sicher volatiler sind als anderswo. Gerade mit den weiter steigenden Preisen für CO2-Zertifikate und dem europaweiten Handel über die Strombörse sehe ich hier die Preise an der Börse dauerhaft erhöht an im Vergleich zu den Preisen die für langfristige Verträge zwischen Kraftwerksbetreibern und Stromanbietern geschlossen werden.

Ich bin mir nicht sicher ob ich alle Zusammenhänge richtig verstehe und verständlich darlege, letztendlich bin ich aber eher skeptisch, dass solange europaweit noch immer wesentliche Teile der Energie aus nicht erneuerbaren Quellen erzeugt werden ein Tarif der sich an den Preisen der Strombörse orientiert eine gute Wahl ist. Die Idee finde ich richtig gut, aber die Zeit scheint mit noch nicht reif dafür. Der zu betreibende Aufwand in der Verlagerung der Lasten sollte sich eben auch rechnen.

An dem day-ahead Markt der EPEX werden ca. 30-40% unseres Stromes gehandelt. Den Rest machen langfristige Verträge aus. Aus rein betriebswirtschaftlicher Sicht, würde ich lieber meine Verträge durch Verkauf an der Börse in klingender Münze umsetzen, als an meine Kunden den Strom zu niedrigeren Kurs zu verkaufen - sprich zu subventionieren. Da hätte ich als Versorger schon ab dem 1.1.2022 mind. 20ct/kWh an Strompreisanteil bei meinem Kunden angesetzt, d.h. die kWh für den Verbraucher auf > 40ct/kWh verteuert. Solche Preise werden wir erst ab 2023 sehen und das mit dem Atomausstieg begründen.